mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand
DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges Der nächste Bettvorleger? Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG "Schlechte Politik kann man nicht essen, nicht trinken, nicht schmecken" sagte ich zu meiner Familie früher immer, wenn ich mit Entscheidungen nicht konform war. "Am nächsten Morgen nach der kritisierten Entscheidung scheint wieder die Sonne und die Vögel zwitschern. Und die Leute gehen wieder zur Arbeit - jedenfalls solange man sie lässt. Und deswegen hält das System so viel aus. Manchmal merkt man die Auswirkungen der Entscheidungen erst Jahre später und dann weiß keiner mehr warum das eigentlich schief gelaufen ist". Diese Regeln gelten nicht mehr. Der disruptive Charakter der allgemeinen Situation lässt Bürger und Unternehmen die Auswirkungen politischen und auch gesellschaftliche Handelns umgehend erfahren. Menschen müssen in den Lockdown, Betriebe schließen und das dauerhafte Unvermögen bei regionaler wie globaler Impfstoffverteilung wie auch Akzeptanz fliegt uns gerade wieder um die Ohren. Mit welchen Ambitionen die Regierungen der vergangenen 16 Jahre auch gestartet sind, am Ende sind sie bestenfalls als Bettvorleger gelandet. Deutschland ist in der EU mittlerweile mit teilweise riesigem Abstand Schlusslicht bei den Wachstumsraten und die Gründe dafür liegen in den dramatischen Versäumnissen wie vorstehend beschrieben. Ich vermute, das haben viele Mitbürger noch gar nicht realisiert. Die Bundestagswahl war im Ergebnis und auch was die Wählerwanderungen angeht zwar ein Schrei nach Veränderungen aber eben auch nach dem wohligen Gefühl der Wolldecke "Stabilität und Sicherheit im Status Quo" unter der vieles zwischenzeitlich zu ersticken droht. Nun hat uns die kommende "Ampel" einen Koalitionsvertrag vorgelegt, der trotz der üblichen und erwartbaren Kritik aus manchen Richtungen eine Revolution für Deutschland wäre, wenn auch nur 50 % davon gelänge. Unter der Überschrift "Mehr Fortschritt wagen" die an Willy Brandts historisches "Mehr Demokratie wagen" anknüpft. Alle Themen hier zu behandeln, sprengt den Rahmen dieses Standpunktes, aber wir empfehlen dringend die Lektüre dieses Papieres bevor darüber geurteilt wird. Das Corona-Thema lasse ich hier außen vor, dazu gibt es genügend Kakophonie. Die anderen drängenden Themen wie Klima- und Umweltschutz (Dekarbonisierung), Digitalisierung in Land und Verwaltung, Entbürokratisierung, Schuldenregeln, die Schaffung vernünftiger Strukturen bei Einwanderung, Parteienfinanzierung, dringende Infrastrukturmaßnahmen, Ausbau der Bahn, Beförderung der Start-Up & Gründerkultur, Initiative für Wasserstoff, Transformation der Automobilindustrie. Und da ist von einer "Weiterentwicklung zu einem föderalen europäischen Bundesstaat" die Rede. Hört, hört! Und last but not least das aus Sicht der Verfasser ernsthaft wichtige Ziel der Optimierung des "Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf" von dem sich der Verfasser bei aller Unterstützung fragt, ob das in einen Koalitionsvertrag muss und wer das den Wölfen erklärt? Bei aller Faszination über diese bei der Lektüre des Koalitionspapiers aufkeimende Aufbruchstimmung ist vieles eben noch sehr unkonkret und man denkt man sogleich an Goethes Faust: "Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn" Ein echter Fluch für rückwärtsgewandte Politik scheint auch auf dem Verkehrsministerium zu liegen. Der noch geschäftsführende Minister Scheurer bedankte sich schon höhnisch und meinte vor dem Hintergrund der jüngsten Äußerungen des designierten Verkehrsministers Wissing, "dann hätte ich auch Verkehrsminister bleiben können". Wissing hatte sich für eine Subventionierung und Beförderung von Diesel-KFZ ausgesprochen. Wie das mit der Aussage in Zeile 1161 (ff) des Koalitionsvertrages "Wir werden den Transformationsprozess der deutschen Automobilindustrie vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Dekarbonisierung unterstützen. Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen werden wir darauf ausrichten, dass Deutschland Leitmarkt für Elektromobilität mit mindestens15 Millionen Elektro-Pkw im Jahr 2030 ist" zu vereinbaren ist, wird für immer sein Geheimnis bleiben. Das Geschrei ist groß und der designierte Kanzler merkelt bereits. Seine Partei springt Wissing in der Tradition des Bewahrers sterbender Technologien dann auch noch bei. Das fängt ja gut an. Der Einstieg in eine kapitalgedeckte Rentenversicherung ist vor dem Hintergrund der katastrophalen demographischen Entwicklung (Geburtenrate ca. 1,4) mehr als überfällig. Eine Aktienrente soll dafür als dauerhafter Fonds etabliert werden. Verwaltet wird das Vermögen den Plänen zufolge "professionell und seriös" von einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Stelle. Ein Teil der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung soll in den Aufbau kapitalgedeckter Altersvorsorge fließen. Der Substanzaufbau fehlt der bisher als Durchlauferhitzer funktionierenden Rentenkasse zunächst. Dafür werden vorab 10 Mrd. € bereitgestellt. Das Ganze gilt als ein wichtiger Schritt zur Sicherung der Altersversorgung und Unterstützung der Unternehmen bei der Kapitalmarktfinanzierung. Überhaupt steht der Begriff Eigenkapitalfinanzierung oft im Papier. Zur Stärkung des Mittelstandes sollen das Optionsmodell und die Thesaurierungsbesteuerung evaluieren und geprüft werden. Man plant einen "Transformationsfonds" bei der KfW aufzuhängen, um Firmen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen. Die KfW soll als "Innovations- und Investitions-agentur sowie als Co-Wagniskapitalgeber" gestärkt werden und sich dabei den Themen künstliche Intelligenz, Quantentechnologie, Wasserstoff, Medizin, nachhaltige Mobilität, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft wirken. Der Fonds soll auch für institutionelle Investoren offen sein. Insgesamt soll die deutsche Finanzierungslandschaft gezielt ergänzt werden. Börsengänge und Kapitalerhöhungen sollen gerade auch für Wachstumsunternehmen und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erleichtert werden. Dafür will die Ampel Aktien mit unterschiedlichen Stimmrechten - Dual Class Shares - ermöglichen. Für FinTechs, InsureTechs, Plattformen, NeoBroker und alle weiteren Ideengeber soll Deutschland einer der führenden Standorte innerhalb Europas werden. Die Planungen zur Förderung des Wohnungsbaus und Wohnungseigentum könnten bei den hier tätigen Unternehmen der Immobilienwirtschaft neue Impulse setzen ... und, und, und. Wir sind ebenfalls geneigt der neuen Regierung bei der raschen Umsetzung der vorstehenden Ambitionen ein glückliches Händchen zu wünschen. Und dem ganzen Land. Aber dazu braucht es weiterhin hohe Disziplin der beteiligten Parteien und vermutlich die Richtlinienkompetenz des Kanzlers. Schon jetzt nicht nur in der "Dieselfrage". Sonst besteht die Gefahr eines neuen Bettvorlegers.
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